Es kribbelt in den Fingern! Nach mehreren Wochen oder Monaten in Karenz kann die Sehnsucht, sich im Job wieder kreativ zu betätigen, schier überwältigend werden. Darüber hinaus bringt eine “Working Mom” nun einmal mehr Geld ins Haus. Und das ist in jungen Familien ohnehin fast immer knapp. Eine Betreuung für das Baby während der Arbeitszeit wäre gefunden. Stellt sich nur noch die Frage: Wie lässt sich der Job mit dem Stillen am besten vereinbaren?
Kommunikation ist alles!
Dass Frauen Arbeiten und Stillen unter einen Hut kriegen wollen, ist kein Phänomen unserer Zeit. Früher haben Mütter beispielsweise auf dem Feld hart gewerkt und dazwischen Pausen eingelegt, um ihrem Baby die Brust geben zu können. Heutzutage sind Arbeitgeber dazu verpflichtet, stillenden Müttern auf Verlangen die zum Füttern ihres Kindes notwendige Zeit freizugeben (siehe Kasten “Rechtliche Lage”). Um Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen, besprechen Sie Ihre Vorstellungen vorab mit Ihrem Chef bzw. Ihrer Chefin. Wichtig ist etwa, dass Ihnen ein sauberer Raum mit privater Atmosphäre zur Verfügung steht, in dem Sie während der Arbeitszeit Muttermilch für eine spätere Trinkmahlzeit Ihres Kindes abpumpen oder ihm die Brust geben können. “Ich kenne etliche Mütter, denen der Partner das Baby zum Stillen an den Arbeitsplatz bringt“, hebt Sabine Gabath, Stillberaterin in Salzburg, hervor. “Bisher bekam ich nur positive Rückmeldungen dazu!”
Milchpumpen
Fürs Abpumpen der Muttermilch werden heute moderne, sanfte Geräte für jeden Bedarf zum Kaufen oder Mieten angeboten. Hand-Milchpumpen eignen sich vor allem für den gelegentlichen oder vorübergehenden Gebrauch. Für stillende Mütter, die Vollzeit arbeiten, lohnt sich in der Regel die Anschaffung einer elektronischen Doppelpumpe, mit der sich die Abpumpzeit um die Hälfte reduzieren lässt!
Working Moms sind Milchpumpen mit Komplettausstattung wie Trage- und Kühltasche zu empfehlen: Schließlich ist die sichere und kühle Beförderung der abgepumpten Muttermilch ein Um und Auf – die Kühlkette darf nie unterbrochen werden! Achten Sie beim Abpumpen auch auf Hygiene: davor Hände waschen und stets sterile Instrumente benutzen.
Wie viel abpumpen?
“Aus Erfahrung wissen wir, dass für Mütter die Rückkehr in den Job weniger stressig ist, wenn sie, das Baby und die Betreuungsperson bereits mehrere Wochen vor Arbeitsbeginn die Situation einüben”, betont Stillberaterin Gabath.
Und sie verrät etwas Wichtiges: Von ihrer Mom verweigern Babys die abgepumpte Muttermilch meist. Sie spüren und riechen sie, und dann möchten sie automatisch die Brust. Ein guter Zeitpunkt für das Abpumpen zu Hause ist etwa eine Stunde nach dem Stillen. So bleibt dem Körper noch reichlich Zeit, um die erforderliche Milchmenge bis zur nächsten Stillmahlzeit zu bilden. Wenn Sie während der Arbeit von Ihrem Kind getrennt sind, sollten Sie im gewohnten (Still-)Rhythmus abpumpen.
Und wie viel Milch darf’s nun sein? Als Faustregel für die erforderliche Menge gilt: Ein Baby nimmt verteilt auf 24 Stunden rund ein Sechstel seines Körpergewichts zu sich. Die Menge, die es während einer Stillmahlzeit trinkt, variiert allerdings je nach Hunger- und Durstgefühl des Kleinen.
Den Babysitter gut vorbereiten
Mit Ihrem Babysitter sollten Sie auch im Detail besprechen, warum es für Sie wichtig ist, dass Ihr Kind mit Muttermilch gefüttert wird, und worauf im Umgang damit zu achten ist:
- Gestillte Kinder bekommen über die Muttermilch nicht nur Nahrung, sondern auch wertvolle Immunglobuline. Gabath: “Sie sind daher weniger krank. Das ist für berufstätige Mütter entlastend!”
- Die Milch lässt sich unter fließendem Wasser, im Wasserbad oder im Flascherlwärmer (34 Grad) auf Handtemperatur erwärmen. Auf keinen Fall gehört sie in die Mikrowelle, da beim Erwärmen die wertvollen Inhaltsstoffe zerstört werden könnten.
- Im Kühlschrank hält Muttermilch acht Tage bei null bis vier Grad, im Tiefkühlfach des Kühlschrankes zwei Wochen, im Tiefkühlabteil eines Kühlschrankes mit eigenständiger Kühlung drei bis vier Monate und in einem separaten Tiefkühlgerät bei konstanten -19 Grad sechs Monate und länger.
- Bei den Fläschchen-Saugern ist zu beachten: Herkömmliche Modelle haben oft den Nachteil, dass das Baby sich beim Trinken nicht anstrengen muss und in der Folge Mamas Brust ablehnt. Zu empfehlen sind deshalb Produkte, bei denen die Milch nur fließt, wenn ein Vakuum aufgebaut wird.
Wieder zu Hause
Wenn möglich, dann sollten Sie Ihr Kind stillen, sobald Sie von der Arbeit nach Hause kommen. Bitten Sie Ihren Babysitter, eine Stunde davor kein Fläschchen zu geben … oder, wenn doch notwendig, nur mit einer kleinen Menge Milch. Viele Mütter und Babys genießen es sehr, nach dem Arbeitstag beim Stillen die Nähe zu spüren. Auch wirkt Stillen beruhigend. Es macht es der Frau leichter, den Job hinter sich zu lassen, abzuschalten und wieder ganz Mom zu sein!
Tipps einer stillenden Mutter*
- “Sehr bald mit dem Abpumpen anfangen, lieber zu früh als zu spät. Muttermilch hält sich sechs Monate tiefgefroren, also los! Außerdem muss sich auch die Brust an das Abpumpen gewöhnen – die Mengen der ersten Tage steigern sich mit der Zeit”.
- “Praktischerweise sollte das Baby aus der Flasche trinken. Schnellstmöglich daran gewöhnen! Meine haben jeweils mit zirka vier Tagen zum ersten Mal kurz aus der Flasche getrunken und dann jeden Tag ein wenig, solange ich zu Hause war – aber nie eine ganze Mahlzeit”.
- “Ich würde parallel zum Stillen an der anderen Brust abpumpen, ansonsten morgens vor dem ersten Stillen. Die Menge ist nicht so wichtig; besser ständig kleine Mengen abpumpen. Ich finde, es ist vor dem Stillen besser als hinterher, da die Kinder viel effektiver saugen als die Pumpe”.
* Forumsbeitrag von “Desireekk” aus: “Rund-ums-Baby.de”
Rechtliche Lage
Stillende Mütter sind dazu verpflichtet, dem Dienstgeber bei Wiederantritt der Arbeit mitzuteilen, dass sie stillen. Nur dann gelten Beschäftigungsverbote, die beispielsweise körperlich sehr anstrengende oder stressige Arbeiten umfassen. Auf Verlangen ist dem Arbeitgeber eine ärztliche Bestätigung vorzulegen. Die zum Stillen ihrer Kinder erforderliche Zeit muss Müttern freigegeben werden. Für Dienstnehmerinnen, die mehr als 4,5 Stunden pro Tag arbeiten, sind dafür 45 Minuten täglich vorgesehen; bei acht und mehr Arbeitsstunden täglich sind es zweimal 45 Minuten. Die Stillzeit darf nicht vor- oder nachgearbeitet oder auf vorgesehene Ruhezeiten angerechnet werden. Auch Abzüge beim Einkommen sind nicht erlaubt.
INFORMATIONEN UNTER: www.arbeiterkammer.com
Buchtipps
Gale Pryor, Kathleen Huggins, “STILLEN, JOB UND FAMILY”
La Leche League Schweiz
ISBN 978-3-90667-540-4
Vivian Weigert, “STILLEN. DAS BEGLEITBUCH FüR EINE GLüCKLICHE STILLZEIT”
Kösel Verlag
ISBN 978-3-46634-558-8
Dora Schweitzer, “STILLEN. IHRE STILLBERATUNG FüR ZU HAUSE”
Trias Verlag
ISBN 978-3-83046-663-5
Individuelle Beratung für Stillende
- LA LECHE LIGA: www.lalecheliga.at
- VERBAND DER GEPRüFTEN STILL- UND LAKTATIONSBERATERINNEN ÖSTERREICHS IBCLC: www.stillen.at
- ÖSTERREICHISCHES HEBAMMENGREMIUM: www.hebammen.at